Home > Begriffe > Erdüberhitzung

Erdüberhitzung

Der Beginn der Erdüberhitzung kann auf die Zeit der von England ausgehenden Industrialisierung datiert werden. Aber dieser Zeit beginnt das massenhafte Verfeuern von Kohle, Öl und Gas und das Freisetzen des darin enthaltenen Gases Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses lagert sich in der Atmosphäre ab. Es lässt die auf die Erde eingetroffene und von der Erdoberfläche reflektierte Wärmeenergie nur teilweise wieder ins Weltall durch. Die Hitze staut sich auf der Erdoberfläche.

 

»Die Temperaturen im Jahr 2023 lagen höchstwahrscheinlich über denen jeder Periode mindestens der vergangenen 100.000 Jahre.« Ein Zitat von Copernicus-Vizechefin Samantha Burgess.

Der Copernicus-Klimawandeldienst der EU veröffentliche Anfang 2025 seine Zahlen: Das Jahr 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.13 Gleichzeitig war 2024 mit einer Abweichung von 1,6° das erste Jahr, in dem die globale Durchschnittstemperatur dauerhaft 1,5° über dem vorindustriellen Niveau lag. Das 1,5°-Ziel von Paris kann kaum mehr erreicht werden.

Die 12 Monate von April 2023 bis April 2024 waren im Durchschnitt über 1,5° heißer als die Durchschnittstemperaturen der vorindustriellen Zeit. Hält der Langzeittrend (schwarze Linie) an, ist das Pariser 1,5° Ziel dauerhaft gerissen.

Fakten zur Erdüberhitzung

  • Das Jahr 2024 ist mit einer durchschnittlich 1,6 °C höheren Oberflächentemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit (1850–1900) das heißeste jemals gemessene Jahr.1
  • Die Erdüberhitzung in Deutschland beträgt plus 2,5° seit Messbeginn im Jahr 1881. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seinem Klimastatusbericht 2024. Dies deutet darauf hin, dass sich die Erdüberhitzung in den letzten 50 Jahren enorm beschleunigt hat.
  • Für Deutschland stellte der Deutsche Wetterdienst (DWD) fest: Der März 2025 war der trockenste seit 144 Jahren (Messbeginn: 1881). Es fielen im Schnitt nur 19 Liter Regen pro Quadratmeter. Gerade mal ein Drittel der Menge, die es in den Vergleichszeiträumen 1961–1990 und 1991–2020 regnete.14 Der Dürremonitor zeigt im April 2025 ein tiefrotes Bild – vor allem für Norddeutschland.
  • Der Sommer 2024 in Europa war der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Juni, Juli und August 2024 lagen 0,69 Grad Celsius über dem entsprechenden Vergleichswert für die Jahre 1991 bis 2020.2
  • In Europa überschritt die Durchschnittstemperatur im August 2024 mit 1,51 Grad die wichtige 1,5 Grad-Schwelle (Paris-Ziel). Im Vergleich zum Referenzzeitraum 1850 bis 1900.
  • Das Jahr 2023 war 1,48° wärmer als die durchschnittlichen Jahre im Referenzzeitraum 1850 – 1900. Es war das heißeste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Das Jahr 2022 war das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.3
  • Der März 2024 war der zehnte Monat in Folge, der wärmer war als der jeweilige Vorjahresmonat. Zudem war der März 2024 laut dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus weltweit wärmer als jeder vorherige März seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.4
  • Der Februar 2024 war der heißeste Februar seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Die durchschnittliche Temperatur lag im globalen Mittel 1,77 °C höher als der vorindustrielle Durchschnitt des Februars.5
  • Europa überhitzt sich etwa doppelt so stark wie der Rest der Welt. Gleichzeitig ist Europa nicht annähernd auf die Auswirkungen wie Hitze, Dürren, Brände, Fluten und Starkniederschläge vorbereitet.6
  • Laut Climate Action Tracker befindet sich die Welt auf einem Kurs in Richtung 3° höherer Durchschnittstemperatur im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850). Entsprechend zeigt der Erhitzungspfad in Europa auf eine 6° höhere Durchschnittstemperatur. Vorausgesetzt, alle versprochenen Klimaschutzmaßnahmen werden eingehalten. Werden diese nicht eingehalten und die Überhitzung rast ungebremst fort, wird die Überhitzung auf eine etwa 5° höhere globale Durchschnittstemperatur steigen.
  • In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Erde pro Jahrzehnt um 0,3° erhitzt. Zum Vergleich dazu hat sich der Planet seit den 1970er Jahren um 0,18° pro Jahrzehnt erhitzt. Die Geschwindigkeit der Erdüberhitzung hat sich fast verdoppelt.7
  • Bis November 2023 kündigten rund 145 Länder Netto-Null-Klimaziele an oder zogen sie in Erwägung. Damit sind fast 90 % der weltweiten Treibhausgasemissionen abgedeckt. China, EU, USA und Indien machen zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen aus.8

Die Geschwindigkeit der Überhitzung innerhalb von nur 200 Jahren und die Intensität des Temperaturanstiegs sind Gründe, warum sich der aktuelle Klimawandel (anthropogener = menschengemachter Klimawandel) von vorherigen Klimaveränderungen in der Erdgeschichte unterscheidet. Die aktuelle Erdüberhitzung ist nicht natürlichen Ursprungs (z. B. Sonnenaktivität), sondern durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe verursacht.9

Die seit ca. 1850 andauernde Erdüberhitzung übersteigt in ihrer Geschwindigkeit alle bisherige Klimaveränderungen in der Erdgeschichte bei weitem. Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber bezeichnet diese Erdüberhitzung als »Meteoriteneinschlag in Zeitlupe«. Laut dem Meteorologen Karsten Schwanke erhitzt sich die Erde derzeit etwa 100-mal schneller als in den vorherigen Klimaveränderungen. Für den aktuellen Sprint der Überhitzung um 1,2° hat »Homo Carbonicus« nur 200 Jahre benötigt. In der letzten Warmzeit (Eem Interglazial) vor etwa 120.000 Jahren stieg die Temperatur in einem Zeitraum von 5.000 Jahren um etwa 1–2° an. Im Paläozän-Eozän-Optimum (PETM) vor etwa 56 Millionen Jahren dauerte es 10.000 bis 20.000 Jahre, bis die Temperatur um 5–8° gestiegen war.

Gemessen wird die Erdüberhitzung gemäß World Meteorological Organization (WMO) über einen längeren Zeitraum von mindestens 30 Jahren.10 Erst ab diesem Zeitraum spricht man von »Klima«.

Die menschengemachte Erdüberhitzung führt zu regional sehr unterschiedlichen Wetterausprägungen. Die Wetterextreme nehmen sowohl in der Intensität als auch in der Häufigkeit zu. Regionale und temporäre Wetterphänomene, die sich entgegen dem Trend ereignen (z. B. regenreiche Kaltphasen im Sommer) sind kein Beweis gegen die globale langfristige durchschnittliche Erhöhung der Oberflächentemperatur und der Meere. Wäre ein Wetterphänomen ohne den Klimawandel ebenfalls so massiv aufgetreten? Oder schwächer ausgefallen? Diesen Zusammenhang erforscht die Attributionsforschung.

Ein alternativer Begriff für Erdüberhitzung ist »Klimawandel« oder »Klimaerwärmung«. Beide Begriffe vermitteln die Anmutung von winterlichem Kuschelabend oder sommerlichem Freibadwetter und der Erfüllung des Menschheitstraums »Wann wird’ s mal wieder richtig Sommer?«. Die zerstörerische Dynamik der Folgen dieser Überhitzung kommt in beiden alternativen Begriffen nicht zum Ausdruck.

Klimawandel

Klimawandel ist eine euphemistische (verharmlosende) Bezeichnung der globalen menschengemachten Erdüberhitzung. Unter einem »Wandel« könnte jede Form der Veränderung gemeint sein, also auch eine »Abkühlung«. Einen Toten bezeichnet man auch nicht »Zustandsveränderten«. Es wäre zwar nicht falsch – aber auch nicht angemessen. »Klimawandel« ist eine Verniedlichung des tatsächlichen Ausmaßes. Ein durchschnittlicher Temperaturanstieg der globalen Oberflächentemperatur von 1,2° (2023) gegenüber der vorindustriellen Zeit (1850) mag zwar nach wenig aussehen, führt aber zu Hitzewellen, die bis zu 10° über dem normalen Mittel liegen. Eine weitere Folge sind verheerende Brände wie 2019/202 in Australien11 und  2021 in Südeuropa und der Türkei 2021.12 Erst der Begriff »Erderhitzung« wird der Dimension dieser Veränderung gerechter als des Klimawandels.

Klimaerwärmung

Im Vergleich zu »Klimawandel« schon etwas präzisere Bezeichnung der aktuellen Erdüberhitzung. Aber immer noch verharmlosend. Es wird nicht wärmer. Es wird heißer. Es wird zu heiß.

Erderhitzung

Präziser als »Klimaerwärmung«, aber zu unpräzise, um dem Sachverhalt gerecht zu werden. Die aktuelle Überhitzung führt zu einer gefährlichen Kombination aus Luftfeuchtigkeit und hoher Lufttemperatur. Diese kann für den Menschen lebensgefährlich werden. »Erdüberhitzung« ist in Bezug auf die Auswirkungen auf den Menschen und seine Lebensbedingungen der derzeit beste Begriff.