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28° Wassertemperatur und 565 cm Pegel

Ich wohne in Niederzell auf der Insel Reichenau. Direkt am Bodenseeufer. Der Bodensee ist mit 50 Mrd. Kubikmeter Wasservolumen das größte Trinkwasserreservoir in Deutschland. Im Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung arbeiten 183 Gemeinden und Verbände zusammen, um vier Millionen Menschen mit Trinkwasser aus dem Bodensee zu versorgen.1  Seit 10.000 Jahren gibt es den Bodensee in seiner jetzigen Form. Ich habe mehrere Aalsterben am See miterlebt.2 Die Aale lagen am Ufer. Es gab Sommer, da erreichte die Wassertemperatur 28°. Die Behörden versuchten, Kühlbecken auszubaggern für die hitzegestressten Äschen.3 Im Sommer 2022 mussten die Boote bereits im August aus dem Wasser geholt werden. Sie wären sonst im Hafen auf Grund aufgesessen.4

Abendstimmung auf der Insel Reichenau im Bodensee - Grün, bullisch: Was hat der Bodensee-Pegel mit meinen Investments zu tun?

Der Bodenseepegel stand am 08. August 2022 mit 307 cm nur vier Zentimeter über dem historischen Rekordtief. Zu diesem Zeitpunkt stellte ich mir zum ersten Mal die Frage: Trocknet der Bodensee aus? Was für Seen in Frankreich, Spanien und den USA eingetroffen war, war auf einmal für den Bodensee denkbar. Was hat diese Antastung des unantastbaren Bodensees mit meinen CO2-Emissionen durch Flüge in die Türkei zur Familie meiner Frau und meinen Investments in ETFs und Aktien wie »Berkshire Hathaway« zu tun?

Im Mai 1999 stand der Bodenseepegel bei 565 cm. Der Reichenau Damm mit der einzigen Straße auf die Insel war nur noch für Feuerwehr und THW befahrbar. Nach diesem Hochwasser wurde neben der Fahrstraße eine etwa 50 cm höher gelegene zweite Trasse als Fahrradweg gebaut. Bei Hochwasser kann dieser Weg für Autos und LKWs freigegeben werden. Im Jahr 2016 stieg der Pegel auf 514 cm. Es waren nur noch sechs Zentimeter vor Sperrung der Autostraße auf dem Reichenauer Inseldamm. Die höher gelegene Fahrradstraße wäre freigegeben worden, um das Gemüse von der Insel zu transportieren und im Gegenverkehr den Supermarkt auf der Insel zu beliefern. Anfang Juni 2024 stieg der Pegel auf 509 cm und mein Vermieter schimpfte auf das Wetter und seine Arbeit, das angeschwemmte Holz in den kommenden Wochen vom Strand entfernen zu müssen.

 

Niedrigpegel am Bodensee auf der Insel Reichenau am Hockgraben: Die Verbindung zwischen Untersee und Gnadensee ist bei einem Pegel von 275 cm nicht mehr befahrbar. Häufig auftretende Niedrigpegel sind eine Folge der Erdüberhitzung.
Die Verbindung »Hockgraben« zwischen Untersee und Gnadensee ist bei einem Pegel von 275 cm im März 2025 für Boote nicht mehr befahrbar.

Ende März 2025 steht der Bodenseepegel bei 275 cm. 13 cm unter dem langjährigen Mittelwert und  34 cm über dem historischen Minimalwert. Dass es im Uferbereich schon so früh im Jahr »stinkt« kenne ich nicht. Das tritt normalerweise erst am Ende des Sommers auf – nach den heißen Tagen und Hitzewellen.

Ich interessiere mich seitdem für die Frage, wie Extremwetterereignisse, z. B. Niedrigpegel und Hochwasser, mit der Erdüberhitzung zusammenhängen. Eine Herausforderung, der sich die Attributionsforschung stellt.5

Warum sagen von der ARD bis zur BILD alle »Erderwärmung« und »Klimawandel«? Das hört sich nach Kuscheldecke, Schwimmen in der Donau und Nogger Choc an. Wann verwenden Medienschaffende, Wissenschaftler und die Männer am Vereinsstammtisch einen der Situation angemessenen Begriff: »Erdüberhitzung« und »Hitzekatastrophe«. Weil sie Angst haben, der Klimahysterie beschuldigt zu werden?

Warum hört niemand auf Stefan Rahmstorfs Warnungen, endlich die Emissionen zu senken.6 Oder auf die Idee des persönlichen Emissionsbudgets von Hans Joachim Schellnhuber? Dies würde jedem Bürger und jeder Bürgerin den Ausstoß von maximal drei Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr erlauben. Wer mehr ausstößt, muss sich Verschmutzungsrechte kaufen. Das Limit von drei Tonnen orientiert sich an der Einhaltung der Pariser Klimaziele. Um diese zu erreichen, dürfen laut IPCC bis 2050 weltweit 730 Gigatonnen CO2-Äquivalente emittiert werden. 2022 verursachen alle Menschen weltweit Emissionen in Höhe von 36,6 Gigatonnen CO2-Äquivalente.7

Der Juni 2023 war der heißeste Juni seit Bestehen der Wetteraufzeichnungen.8 Es war an drei Tagen mit bis zu 17,23° so heiß wie seit 100.000 Jahren nicht mehr.9

03.04.2025 im Konstanzer Seerhein. Fahrlässigkeit eines Bootsführer trifft auf Niedrigpegel. Bei einem Pegel von 273 cm (33 cm unter dem Mittelwert und nur 19 cm über dem historischen Minimalwert) läuft ein Boot (rechts im Bild) in der Sommerfahrrinne auf Grund. Ein Schlauchboot zieht ein ca. 100 m langes Seil vom Polizeiboot (links im Bild) zum festsitzenden Boot, um es raus zu ziehen. Die Befreiung klappt, kostet den Bootsführer jedoch 135 € pro Stunde.

Ist der Sommer 2023 der kühlste Sommer für den Rest meines Lebens?

Kann meine Tochter in 15 Jahren noch ihre Familie in Bursa, Izmir und Manavgat besuchen?10 Oder brennen dort die Wälder für drei Monate im Jahr bei über 50°?

Was sind Kipppunkte und warum ist die CO2-Konzentration heute so hoch wie seit drei Millionen Jahren nicht mehr?11 Wie treibt das die Oberflächentemperaturen in die Höhe? Wie viele Aale, Äschen und Felchen sterben dadurch?

Warum verhindert Volker Wissing ein Tempolimit? Eine Maßnahme, die laut Umweltbundesamt acht Tonnen CO2-Äquivalente einsparen könnte.12 Das sind knapp über ein Prozent aller deutschen Emissionen von 746 Mio. Tonnen pro Jahr.13 Warum macht der FDP-Politiker weiter Politik für eine 3° überhitzte Welt?

Wie reagieren wir auf diese Stresssituation durch Überhitzung? Mit dem Paris-Ziel: Die Erderüberhitzung auf 1,5° – maximal 2° zu begrenzen.

Wie reagieren wir auf das Paris-Ziel? Mit Wärmepumpe, Elektromobilität und Energie aus Wind, Sonne und Wasser. Mit blauem, grünem und weißem Wasserstoff. Mit der Umstellung von carnivorischer auf vegane Ernährung? Mit dem Entfernen von CO2 aus der Luft – Carbon Capture and Storage/Usage und einer CO2-Kreislaufwirtschaft? Aber auch mit Rückschritten wie der Abschaffung der deutschen Sektorenziele im Klimaschutzgesetz14 und der massiven Subvention von fossiler Infrastruktur15.

Mein Ziel: Finanziell stabil werden und in Aktien und ETFs mit geringer Klimabelastung investieren

In meinem Blog will ich mit Investoren über diese Fragen diskutieren:

Welche Chance bietet die Dekarbonisierung für Investoren?

  • Welche Märkte entstehen, verschwinden oder verändern sie sich durch klimatische Entwicklungen wie Hitze, Starkregen und Dürren?
  • Welche Auswirkungen haben politische Vorgaben wie der CO2-Preis für Märkte und Unternehmen?
  • Welche Wirkung haben meine Investments auf die Erdüberhitzung?
  • Wird die Welt grüner, wenn ich nur noch in Unternehmen investiere, die bereits geringere Treibhausgasemissionen haben?

Investieren in Unternehmen mit geringen Emissionen macht die Welt nicht grüner. Das Investieren in SRI-ETFs (Auswahlverfahren) oder Unternehmen mit geringem Erhitzungspotential wird als »Do not harm« (»Mach es nicht schlimmer!«) bezeichnet. Diese Methode ändert wenig am Ist-Zustand der steigenden Treibhausgasemissionen. Das Problem: CO2-intensive Unternehmen wie Chevron, ExxonMobil, Shell, TotalEnergies, BP, Saudi Aramco und Gazprom werden dadurch nicht grüner. Was es bräuchte: Einen Transformationsfond: Dieser investiert in die dreckigsten Unternehmen. Auf Hauptversammlungen üben die Investoren dieses Fonds Druck auf den Vorstand aus: »Senkt Eure Emissionen!«. Das würde die grüne Wende beschleunigen. Leider gibt es diesen Fond oder ETF nicht für kleine Investoren wie mich und mir ist nicht bekannt, dass ein solcher geplant ist. Dass ein solches Vorgehen generell möglich ist, zeigt das Beispiel des Hedgefonds Engine No 1. Der Fond hat das Ziel, nachhaltig zu investieren. Trotzdem ist der Fond in ExxonMobil investiert und übte Druck auf den Vorstand aus: Der Anteil der erneuerbaren Energien soll deutlich erhöht werden.

Den Pegel des Bodensees und das Ausbleichen der Landschaft durch Dehydrierung beobachte ich weiterhin. Ich freue mich aber auch über alle Menschen, welche die grüne Transformation voranbringen, Ideen wie Degrowth diskutieren und ihr Handeln an den planetaren Grenzen ausrichten.

Einen Einstieg bietet mein Artikel Deine Finanzen endlich im Griff und klimaschonend investieren.

Porträt von Daniel - Gründer von grün-bullisch.de

»Optimismus ist Pflicht.«
Karl Popper

Ich danke meinen Professoren Dr. Volker Friedrich und Dr. Michael Wörz. Durch Sie habe ich meine Begeisterung für die Sprache gefunden.