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Carbon-Kolonalismus

Carbon-Kolonialismus ist eine Form des Müll-Exports. Unternehmen aus Entwicklungsländern haben damit einen bequemen Weg gefunden: »Wir müssen die Treibhausgasemissionen als Menschheit einsparen. Ob ich das tue oder jemand anderes, ist doch egal. Wir geben irgendwelchen Leuten Geld, die in ihrem Land aufforsten und die Bäume nehmen unser emittiertes CO2 auf. Damit erreichen wir viel schneller und einfacher eine ausgeglichene Emissionsbilanz (Klimaneutralität) erreichen, als wenn wir unsere Stahlproduktion auf Wasserstoff umstellen. Geben wir noch mehr Geld, kaufen wir noch mehr Zertifikate, dann könnten wir auch unsere historischen Emissionen kompensieren und schreiben ‘Historisch klimaneutral’ in unseren Nachhaltigkeitsbericht.

Dieser Handel mit CO2-Kompensations-Zertifikaten ist ein Milliardengeschäft. Viele dieser Kompensationsprojekte sind nachweislich mit Menschenrechtsverletzungen, Landraub und Gewalt in Teilen Afrikas, Lateinamerikas und Indonesiens verbunden.

Eine erste Stufe des Missbrauchs ist es, wenn Waldflächen als »Potentiell durch Abholzung gefährdet« eingestuft werden. Danach werden für diese Waldstücke Zertifikate ausgestellt und zugesichert, dass dieses Stück Wald nicht abgeholzt wird. Als Unternehmen kaufe ich mir die Zertifikate für dieses Waldstück und kann behaupten: »Ein Stück Wald im Amazonasbecken wird nicht abgeholzt und nimmt jetzt 872 Tonnen meiner Emissionen pro Jahr auf. Diese 872 Tonnen CO2-Emissionen darf ich in meiner Emissionsbilanz streichen. Damit bin ich bald klimaneutral und muss meine tatsächlichen Emissionen in meiner Stahlproduktion nicht mehr reduzieren. Ich kaufe mich rein.«

Eine noch größere Pervertierung dieser Kompensationsmethode ist es, wenn Wälder abgeholzt werden, um danach auf der gerodeten Fläche neu aufforsten zu können. Bei jeder Form der Aufforstung ist es unsicher, ob die Bäume jemals zu CO2-Senken werden. Die gepflanzten Bäume könnten vorher abbrennen oder absterben. In der ZDF-Doku »Greenwashing mit CO2-Zertifikaten – Das Märchen von der Klimarettung« wird gezeigt, dass nahezu der gesamte Handel mit Kompensation-Zertifikatehandel für Treibhausgasemissionen eine gigantische Form des Greenwashings ist.

Manche Firmen sind aus diesem Greenwashing-Müll-Export-Geschäft ausgestiegen und widmen sich ehrlicher und messbarer Emissionsreduzierung im eigenen Produktionsprozess.

Quellen