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Dekarbonisierung

Dekarbonisierung (Carbon = Kohlenstoff) beschreibt die Entkopplung der Wohlstandsentwicklung und des Wirtschaftswachstums vom Verbrauch fossiler Energieträger. Nahezu alle Wirtschaftsbereiche wie Energieerzeugung, Verkehr, Bauen und Heizen, Industrie, Landwirtschaft und Ernährung sowie Konsum müssen vom Verbrennen von Kohle, Öl und Gas entkoppelt und so weit wie möglich elektrifiziert werden. Die Dekarbonisierung und damit verbundene Maßnahmen wie die Elektrifizierung ist die derzeit wahrscheinlichste Möglichkeit, um die Erdüberhitzung zu verlangsamen und gleichzeitig einen dauerhaften Wohlstand zu auf dem Niveau »Ich will pro Jahr 20.000 km im Jahr mit meinem Auto fahren, zweimal eine Flugreise machen und 234 Bestellungen bei amazon und temu tätigen.« zu erhalten.

Der wichtigste Bereich, der dekarbonisiert werden muss, ist die Energieerzeugung. Diese trägt mit knapp 35 % zu den deutschen Treibhausgasemissionen bei.1

Anteil der Strom- und Energieerzeugung aus regenerativer Quellen Wind- und Wasserkraft, Biogas und Photovoltaik​

Deutschland

Stromerzeugung (Januar – März 2024)
58,4 Prozent | Ziel: 80 % bis 20301

Gesamtenergie
22 Prozent3

Das Kreisdiagramm links zeigt den Anteil von 58,4 Prozent an der Strom- und Energieerzeugung aus regenerativen Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Biogas und Photovoltaik für die Stromproduktion in Deutschland von Januar bis März 2024. Das Ziel ist, bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent zu erreichen. Das zweite Kreisdiagramm zeigt den Anteil von 22 Prozent regenerativer Quellen an der Gesamtenergieproduktion in Deutschland.

Weltweit4

Stromerzeugung aus regenerativen Quellen (2022)
30 Prozent 

Anteil der Energie aus regenerativen Quellen am Gesamtenergieverbrauch weltweit (2022)
19 Prozent

Einen tagesaktuellen Überblick in Zalen zum Stand der Energiewende bietet der ZEIT Energiemonitor.

Neben der Umstellung auf grüne Energieformen wie z. B. grüner Wasserstoff für die Produktion von Stahl spielt die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre eine geringe Rolle. Mit »Carbon Capture and Storage (CCS)« kann CO2 aus der Atmosphäre (Air Capture) oder direkt an der Quelle z. B. an Schornsteinen von Kohlekraftwerken aufgefangen werden. Anschließend wird das Gas dauerhaft unterirdisch gespeichert. Der IPCC schätzt, dass ca. ein Prozent der weltweiten Emissionen damit wieder zurückgeholt werden können. Wichtiger als an die teure und energieintensive CCS-Technologie zu glauben, wäre es, natürliche CO2-Speicher wie Wälder, Böden, Moore zu erhalten oder wiederherzustellen.

Was sind die wichtigsten Maßnahmen für eine erfolgreiche Dekarbonisierung?

Energie

Schnellerer Ausbau von Windparks, Photovoltaikanlagen und der Wasserkraft.

Wärme, Bauen und Wohnen

Schaffung von energieeffizientere Gebäuden durch Sanierung und Unterstützung von Eigenheimbesitzern bei der teuren energetischen Sanierung und beim Heizen mit Wärmepumpen statt mit Erdgas.

Industrie

  • Entwicklung neuer, effizienter Produktionsverfahren für Stahl: Bis 2045 soll der gesamte in Deutschland produzierte Stahl mithilfe von grünem Wasserstoff und grüner Energie klimaneutral erzeugt werden.5
  • Die Betonherstellung verursacht weltweit ca. 8 % aller Treibhausgasemissionen, viermal so viel wie Deutschland emittiert. Die Herstellung von klimapositivem Beton ist möglich, wie eine erste Betonfabrik in Soltau zeigt.6

Verkehr

  • Verkehrsreduktion (Güter, Personen) und Streckenverkürzung (»15 Minuten Stadt«).
  • Förderung nachhaltiger Verkehrsmittel wie Fahrrad, Bus und Bahnen. 
  • Abschaffung staatlicher fossiler Subventionen (65 Mrd. im Jahr)7
  • Staatliche Förderung für den Ausbau der Elektromobilität 
  • Einsatz ineffizienter synthetischer Kraftstoffe (eFuels) nur für wenige, nicht elektrifizierbare Fahrzeuge.

Landwirtschaft

Umstellung auf Bio-Anbau, Reduzierung des Tierbestandes, Umstieg auf vegane Ernährung, Erhalt und Herstellung von CO2-speicherfähigem Humusboden.

CO2-Preise

Das Emittieren von CO2 muss teurer werden. Von derzeit ca. 70 € auf mindestens 200 € pro Tonne Treibhausgas. Erst dadurch werden CO2-freie Alternativen vergleichsweise günstiger.

Ziel

Den CO2-Fußabdruck pro Person auf drei Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2e) pro Jahr zu reduzieren. Dieser Fußabdruck wäre mit dem 1,5° Ziel noch vereinbar.8  Aktuell emittiert ein Mensch in Deutschland durchschnittlich 11 Tonnen pro Jahr.9

Können wir uns Flugmangos und 2-Tagesurlaub in Mallorca noch leisten?

Generell müssen wir mit Energie weniger verschwenderisch umgehen, um das Ziel der vollständigen Dekarbonisierung zu erreichen. Die Journalistin Ulrike Herrmann sagt, dass wir uns in Zukunft Fliegen, Flugmangos, 2-Tages-Betriebsausflug nach Mallorca, private Autos und andere Energieverschwendungen nicht leisten können, da wir die grüne Energie für die wirklich lebensnotwendigen Prozesse benötigen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Der Gesamtenergiebedarf muss um ein Drittel bis um die Hälfte gesenkt werden. In der noch zur Verfügung stehenden Zeit zur Begrenzung der Erdüberhitzung auf ein für das menschliches Leben erträgliche Niveau, kann die Energieproduktion aus Energie, Wind, Sonne und Wasser nicht auf das erforderliche Maß erhöht werden. Ulrike Herrmann sagt: »Wir müssen unsere Wirtschaft und unseren Energiehunger um 30 – 50 Prozent reduzieren. Dann wären wir so reich wie Westdeutschland im Jahr 1978.«10

Die grüne Transformation ist einer der größten Innovationstreiber in der Geschichte der Menschheit. Das Ziel »Null Emissionen« oder das deutsche Ziel »Klimaneutralität bis 2045« eröffnet für Anleger Investitionsmöglichkeiten in Unternehmen, welche Lösungen für diese Transformation und Dekarbonisierung bereitstellen. Beispiele sind Unternehmen aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft (Circular Economy), Clean Energy, Sustainable Food oder Wasseraktien. Ebenso ergeben sich Wachstumschancen für Konzerne, die ihr eigenes Geschäftsmodell aus der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas lösen. Diese Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund ihres Geschäftsmodells (z. B. Microsoft, Telekom) wenig emittieren oder Jahr für Jahr eine deutliche Reduktion ihrer Scope 1–3 Emissionen (Nachhaltigkeitsbericht) erreichen und ein realistisches Ziel zur Erreichung der Klimaneutralität vorweisen. Letzteres trifft vor allem auf Unternehmen wie beispielsweise BASF, Bayer, Heidelberg Materials, RWE, E.ON, Brenntag und alle BigOil-Unternehmen zu.