Fossilität
In der Paläontologie bezeichnet Fossilität die Überreste von Lebewesen, die in der Erdkruste erhalten geblieben sind und älter als 10.000 Jahre sind.
Der Begriff kann auch als Symbol für Stagnation, Rückwärtsgewandtheit und das Kleben am Gestern verwendet werden. Ein Gestern, in dem sich das Verbrennen von Öl, Kohle und Gas wirtschaftlich lohnt – weil das Verschmutzen der Atmosphäre mit CO2 nicht bepreist wird oder zu billig bepreist wird und die Folgekosten der Erdüberhitzung auf nachfolgende Generationen verlagert werden.
Fossilität steht für das Blockieren von Klimazielen, die Verlangsamung im Ausstieg aus fossilen Energieträgern und das Sabotieren von Klimaschutzmaßnahmen. Etwa wenn der Vorsitzende der 28. Klimakonferenz (COP 28) in Dubai – Sultan Al Jaber, gleichzeitig CEO der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) – seine Gelddruckmaschine »Ölverkauf« verteidigt.
Im Zeitalter der Fossilität kämpfen die Akteure der Klimaschmutzlobby wie das »Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE)«, das »Heartland Institute« oder die »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« für den Erhalt der fossilen Infrastruktur. Sie versuchen, Klimaschutzgesetze zu verhindern oder aus dem Pariser Klimaschutzvertrag auszusteigen.
Bildquelle: piper.de
Susanne Götze, Annika Joeres
Die Klimaschmutzlobby: Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen
Piper Verlag
2020
Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres haben sich auf Umwelt- und Klimathemen spezialisiert. In ihrem Spiegel-Bestseller »Die Klimaschmutzlobby« decken sie Aktivitäten und Strategien der Lobbyisten auf, die den Klimaschutz in Deutschland, Europa und den USA behindern. Sie nennen Bremser, Leugner und Rechtspopulisten wie Jair Bolsonaro, Donald Trump und Wolfgang Müller, dem Generalsekretär des EIKE, die mit Abwehrbegriffen wie Ökodiktatur und Klimaalarmismus die grüne Transformation verhindern wollen.
13 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland werden durch die Landwirtschaft verursacht.1 Eine besondere Rolle kommt deswegen dem Deutschen Bauernverband zu. Dieser eng mit der Politik, vor allem der CSU/CDU und der FDP verwobene Verband verhindert, dass sich an der klimaschädlichen Landwirtschaft mit seiner Unterstützung für Großbetriebe mit Massenproduktion und Überdüngung etwas ändert. Die Erzeuger sollen weiterhin keine Steuer auf ihre landwirtschaftlichen Maschinen zahlen (500 Millionen Euro pro Jahr) und dauerhaft 0,21 € pro getankten Liter Agrardiesel erstattet bekommen. Für die notwendige Transformation der Landwirtschaft hin zu einer biologischen Landwirtschaft mit Kleinbetrieben tritt der Deutsche Bauernverband nicht ein.2
In der Kritik der Autorinnen steht auch die EU-Agrarpolitik: 58 Milliarden Euro Subventionen werden pro Jahr nach Größe der Landwirtschaftsflächen ausgezahlt. Klimaschutz, Biodiversität, CO2-Aufnahmefähigkeit durch gesunde Humusböden, Reduzierung des Tierbestandes, Renaturierung der Moore oder der geringere Düngereinsatz spielen dabei keine Rolle. Diese Politik bietet für Landwirte keine wirtschaftlichen Anreize, in diese Fähigkeiten einer klimafreundlichen Landwirtschaft zu investieren.
Die deutsche Klimaschmutzlobby arbeitet für den Erhalt der Subventionen in fossile Energie in Höhe von 65 Milliarden Euro pro Jahr.3 Die internationale Klimaschmutzlobby will beispielsweise die seit 1944 international vereinbarten Steuerbefreiung für Kerosin auf internationalen Flügen beibehalten.
In dem Buch wird deutlich, dass die fossile Brennstoffindustrie über 10 bis 20-mal mehr Budget für Lobbyarbeit verfügt als die Umweltverbände. Mit diesem Geld finanziert die Klimaschmutzlobby Auftragsstudien und Gutachten, welche die Risiken der Erdüberhitzung herunterzuspielen. Sie engagieren Influencer, organisieren internationale Treffen und wirken auf Entscheidungsträger ein, um ihre Interessen gegen den Klimaschutz zu verteidigen.
Wer die Strukturen und die Verflechtung der Fleischindustrie und der Düngerhersteller mit den Politikern der CDU/CSU und FDP verstehen will, sollte das Buch lesen. Susanne Götze und Annika Joeres legen glaubhaft dar, warum ein Ende der Desinformationskampagnen und der Blockadehaltung der Klimaschmutzlobby notwendig ist. Sie zeigen, warum der Einfluss der Klimaschmutzlobby auf die Politik und das Gesetzgebungsverfahren begrenzt werden muss, wenn eine Energie-, Agrar- und Subventionenwende erreicht werden soll.
Quellen