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Freiwilliger CO2-Markt / Voluntary Carbon Market

Neben dem gesetzlichen CO2-Markt wie dem nationalen CO2-Preis in Deutschland und dem Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) können Unternehmen und Privatpersonen ihre Emissionen freiwillig ausgleichen. Auch als CO2-Kompensation bezeichnet. Die Praxis ist umstritten und wird von Kritikern als nutzlos für den Klimaschutz und als »bilanzielle Reinwaschung es Klimagewissen« bezeichnet. Auf dem Papier klimaneutral. Einer wissenschaftlichen Prüfung hält eine CO2-Kompensation mit dem Label »Klimaneutral« meist nicht stand.

Wer berät Unternehmen und wer verkauft freiwillige CO2-Zertifikate?

Die größten Consulting-Firmen wie Deloitte, EY, Accenture, pwc, und KPMG haben das Emissionsmanagement in ihre Beratungsleistungen aufgenommen. Im Sektor Carbon-Accouting, dem Messen der Emissionen im Unternehmen, bieten zudem SAPTÜV Rheinland, DekraKlimaheldenplanted und planA Lösungen an.

Eine der bekanntesten Marktplätze für den Kauf von Emissionszertifikaten im freiwilligen Handel ist ClimatePartner und oneclimate und senken.

Wann bringt eine freiwillige CO2-Komepsation einen Klimaschutz-Vorteil?

Die freiwillige Kompensation von Emissionen sollte nur für die absolut nicht vermeidbaren Emissionen im Unternehmen genutzt werden. Die Möglichkeit, dass Andere meine Emissionen gegen eine Geldzahlung ausgleichen, sollte nicht missbraucht werden als »bequeme Freikauf-Möglichkeit«, um tatsächliche Emissionsreduzierungen in der Wertschöpfungskette zu vermeiden.

Unternehmen sollten beim Ausgleich ihrer Emissionen durch Zertifikatehandel auf dem freiwilligen Markt darauf achten, dass die Zertifikate höchsten Standards entsprechen. Dazu gehören Verified Carbon Standard (VCS), der Gold Standard und der Clean Development Mechanism (CDM). Die Anbieter müssen transparent und glaubhaft nachweisen, wo welche Menge CO2 durch welche Maßnahmen (z. B. Aufforstung, Wiedervernässung von Mooren) kompensiert werden.

»Es kann nicht sein, dass Unternehmen bei der Produktion in Deutschland CO2 verursachen und ihre Produkte dann als klimaneutral bewerben, weil sie Zertifikate kaufen, die die Emissionen an anderer Stelle angeblich ‚ausgleichen‘. Wir sehen, dass in den überprüften Fällen die Versprechungen einfach nicht stimmen. Solch irreführende Werbung werden wir notfalls auf dem Klageweg flächendeckend beenden.«

Agnes Sauter, Leiterin ökologische Marktüberwachung der Deutschen Umwelthilfe

Wie hoch muss der CO2-Preis im freiwilligen Emisisonsmarkt sein?

Der CO2-Preis muss angemessen sein und nicht 5 € pro Tonne wie im CO2-Offset-Discounter »United Nations Carbon Offset Platform«. Wie unseriös die Vereinten Nationen dort Carbon-Offsetting betreiben, zeigte die Recherche-Plattform flip. Ein seriöser CO2-Preis sollte im Jahr 2024 laut Umweltbundesamt bei zwischen 30 € und 880 € je Tonne liegen.1

Das System der freiwilligen Emissionskompensation ist anfällig für Missbrauch und ist durch etliche Skandale in Verruf geraten. Manche Kritiker vergleichen es mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche aus dem Mittelalter: Ich kaufe mich von meinen Sünden frei.

Die deutsche Umwelthilfe klagt unter anderem gegen TotalEnergies und Shell Klage auf Unterlassung der Werbung mit Klimaneutralität durch Kompensation.2

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