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Klimakolonialismus

Klimakolonialismus bezieht sich auf die vergangenen und aktuellen Auswirkungen kolonialer Tätigkeiten auf die Erdüberhitzung.

Portugiesische Entdecker und Kolonialherren brachten ab 1420 die ersten Sklaven aus Afrika auf die Inseln von Madeira. Die Sklaven mussten Wälder abholzen, um Zuckerrohrplantagen zu errichten. Durch den Verlust des Ökosystems Wald kam es zu Dürren. Es waren die ersten vorindustriellen Anzeichen für der Ausbeutung von Natur und Menschen. Heute stehen Produkte wie Kaffee, Kakao, Tabak, Baumwolle, Öl, Kohle, Lithium, Gold, Kupfer und seltene Erden für eine intensive Form der Ausbeutung der Entwicklungsländer durch Industriestaaten. Während die Händler viel Geld mit diesen Waren verdienen, leiden die Erzeuger und die Naturräume erheblich unter den Folgen dieses Raubbaus.

Der Kolonialismus ist in seiner ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden. Die Ungleichverteilung von Wohlstand und Macht hat sich jedoch bis heute erhalten. Viele einst unter fremder Herrschaft stehende Länder haben sich noch nicht von der damit verbundenen Ausbeutung durch Sklaverei und Umweltzerstörung erholt. Als Fortschreibung des Kolonialismus oder als Klimakolonialismus kann man die andauernde Ausbeutung von Ressourcen des globalen Südens durch den globalen Norden bezeichnen. Damit ermöglichen sich die reichen Staaten einen wachsenden, auf Ölverbrennung basierten Wohlstand.

Der heutige ökologische Notstand, die Katastrophe der Erdüberhitzung, ist eine Folge des niemals durchbrochenen Fortschreiben des Kolonialismus – der ungleichen Verteilung von Macht und Geld. Über 92 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen wurden durch Länder des globalen Nordens verursacht.1 Die schlimmsten Auswirkungen der Erdüberhitzung betreffen jedoch Länder des globalen Südens, wie zum Beispiel Afrika und Südostasien. Die Menschen dort sind überproportional von Armut betroffen und haben nur wenig Möglichkeiten, sich anzupassen. Sie sind Dürren, Überflutungen, Wüstenbildung, Vertreibung, erzwungener Migration und Nahrungsmittelkrisen nahezu schutzlos ausgeliefert.

Diese Ungerechtigkeit hat eine Welle von Forderungen nach mehr Klimagerechtigkeit durch Klimareparationszahlungen ausgelöst. Es handelt sich um eine Aufforderung an die wohlhabenden Länder des Globalen Nordens, diejenigen Länder finanziell zu unterstützen, die am wenigsten zur Verursachung des Klimawandels beigetragen haben, aber am stärksten unter seinen Folgen leiden. Seit 2020 haben die Industrienationen versprochen, 100 Milliarden Euro pro Jahr an Klimareparationen zu leisten.2 Bisher wurde jedoch nur ein Bruchteil davon tatsächlich gezahlt. Angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen durch die Schäden der Erderhitzung sind 100 Milliarden Euro ein symbolischer Betrag.3