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Nachhaltige Geldanlage

Als nachhaltige Geldanlagen werden Investitionsmöglichkeiten bezeichnet, die neben Rendite auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Was bewirkt mein Geld? Welche Auswirkungen hat mein Investment? Verstärkt es die Erdüberhitzung oder schwächt es diese ab?

Kann jeder seine Finanzprodukt als »Nachhaltig« nennen?

Der Begriff »nachhaltige Geldanlage« ist nicht geschützt. Jeder Anbieter von Finanzprodukten kann sein Produkt (ETF, Fond, Versicherung) damit bekleben. Begriffe wie »future», »green«, »climate«, »paris-aligned«, »sustainable«, »öko« usw. können frei verwendet werden. Das erhöht das Risiko für Greenwashing. Wenn Ölunternehmen in einem Klimafonds vertreten sind. Die EU-Taxonomie ist ein Versuch, wissenschaftlich begründet und nachvollziehbar zu definieren, was als nachhaltige Geldanlage bezeichnet werden darf und was nicht.

Welche Nachhaltigkeitssiegel schaffen Vertrauen?

Mit dem FNG-Siegel gibt es eine Qualitätsauszeichnung für grüne Fonds. Dies soll Investoren helfen, grüne Fonds zu finden. Fonds, die mit dem FNG-Siegel ausgezeichnet sind, erfüllen Mindeststandards an Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG). Ausgeschlossen werden Atomkraft, Kohlebergbau und Kohleverstromung, Fracking, Öl- und Ölsandförderung, Tabakproduktion sowie Waffen und Rüstung. Zudem wird das Engagement des Fondsmanagements in Nachhaltigkeitsbestrebungen bewertet. Prüfer kontrollieren jährlich, ob die Fonds die Standards noch einhalten.

Die Kohlenstoffintensität als Qualitätsfaktor für Nachhaltigkeit?

Ein nachhaltiges Unternehmen und dessen Aktien zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Kohlenstoffintensität pro Einheit Umsatz niedrig ist. Die Kohlenstoffintensität von TotalEnergies liegt zum Beispiel bei 38,8 t CO2e pro eine Million Euro Umsatz im Jahr 2021. Diese ist deutlich geringer als die Kohlenstoffintensität von Chevron mit 57,1 t CO2e.1 Naturgemäß liegt die Kohlenstoffintensität eines Digitalunternehmens wie Microsoft deutlich unter der eines Ölunternehmens wie Shell.

Wer bewertet wie, ob etwas nachhaltig ist?

Die bekanntesten Formen der nachhaltigen Geldanlage sind ETFs und aktive Fonds mit einem ESG- oder SRI-Ansatz. Diese beinhalten Unternehmen mit überdurchschnittlicher Leistung im Bereich Klima- und Umweltwirkung (E = Environmental), soziales Verhalten (S = Social) gegenüber Mitmenschen und Arbeitnehmern und den Umgang mit Korruptionsfällen oder Skandale (G = Governance). Nach diesem »Best-of«-Auswahlverfahren kommen nur Unternehmen in den ETF oder Fonds, die eine überdurchschnittliche Bewertung in diesen Bereichen aufweisen. Zu den bekanntesten Unternehmen, welche Nachhaltigkeitsbewertungen durchführen, gehören Morningstar SustainalyticsMSCI und RobecoSAM.

Nach dieser Anschlussmethode werden nur die bereits grünen oder nachhaltigen Unternehmen ausgewählt. Auf eine Schulklasse übertragen würde das bedeuten: Man fördert ab sofort nur noch die besten Schüler (Schüler mit Noten besser als der Durchschnitt) und lässt die schlechteren Schüler ohne weitere Förderung zurück. Das Ziel ist es aber, alle Schüler zu verbessern und den Notenschnitt der Klasse zu verbessern: Die Wirtschaft als Ganzes muss klimaneutral werden, nicht nur einzelne Unternehmen.

Der Transformationsland der Kohle und Ölunternehmen ins Grüne bewegt?

Eine wirksame nachhaltige Geldanlage, auch als Impact Investing bezeichnet, wäre ein Transformationsfonds, welcher Öl- und Kohleunternehmen einschließt, die bereit sind, auf erneuerbare Energien oder andere klimafreundliche Geschäftsmodelle zu wechseln. Die Fondsmanager könnten bei Ihrer Auswahl die Glaubwürdigkeit der Klimastrategie des Unternehmens bewerten. Vertrauenswürdige Unternehmen mit einer wissenschaftlich verifizierten Strategie zur Erreichung der Klimaneutralität werden eingeschlossen. Leider gibt es einen solchen Fond oder ETF noch nicht.