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Polykrise

Ukraine-Krieg, Erdüberhitzung, Hitzewellen, Corona, Haushaltsstreit, Heizungstausch, Inflation, Taurus-Debatte. Wenn mehrere Krisen gleichzeitig auftreten und einander verstärken, spricht man von einer Polykrise. Ein Beispiel ist die Energiekrise 2022 und 2023 in Deutschland. Ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den folgenden Gaspreisanstieg. Es wurde deutlich, wie abhängig und erpressbar Deutschland von billigem russischem Gas ist. Hervorragend beschrieben im Buch »Schockwellen« von Claudia Kempfert und in der ARTE-Doku »Gazprom – Die perfekte Waffe Doku«.

»Du musst Maske tragen und deine Kontakte einschränken. Du musst dich impfen lassen. Du musst jetzt fünf Cent mehr pro Liter Diesel und Benzin bezahlen aufgrund des Anstiegs des CO2-Preises. Du musst jetzt inflationsbedingt 70 % mehr für Kartoffeln bezahlen.« Manche Menschen empfinden jede Veränderung als ein »Du sollst / Du musst«. Als eine Belästigung des eigenen Lebensstils durch »Die da oben«. Manche Menschen reagieren mit Aggression, glauben an verkürzte Versprechen von Parteien und an Desinformation und werden zu Wutbürgern.

Ein gegenläufiges Phänomen dieser Abwehrhaltung ist der Rückzug ins Private.1 Statt sich etwas vorschreiben zu lassen, widmet man Vertrauten: Champions League auf Prime schauen, Primeln auspflanzen, Auto putzen, Abstellkammer aufräumen, Instagram zu Ende scrollen. Dieses Einigeln ist eine Reaktion auf die Wahrnehmung der Krisen als übermächtige Walze. Auf die Infragestellung des eigenen, auf fossiler Energie basierende Lebensmodell und Mobilitätsverhaltens. Wie schafft man es aus dieser Überforderung heraus? Wie kann man wieder erfreuliche Nachrichten sehen und Motivation zurückzugewinnen, sich dieser Herausforderung anzunehmen und sich in die Gesellschaft einzubringen, statt sich im Eigenheim zu verschanzen?

Bildquelle: arte.de

arte Dokumentation

Globalisierung - Wie Krisen unsere Welt verändern

2024

Quellen