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Treibhausgasintensität / Klimasensitivität

Die Treibhausgasintensität zeigt, wie sich die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens auf die Erdüberhitzung auswirkt. Um die Treibhausgasintensität zu berechnen, wird der Umsatz eines Unternehmens ins Verhältnis zu den Treibhausgasemissionen (CO2e) des Unternehmens gesetzt.

Will man die Klimaintensität eines Landes ermitteln, setzt man das Bruttosozialprodukt des Landes (Wirtschaftsleistung) mit den Emissionen (Tonnen CO2e) des Landes ins Verhältnis.

Als Ergebnis erhält man die Kennzahl  »Klimaintensität«. Ein alternativer Begriff ist »Treibhausgasintensität«. Dieser Indikator verwendet die Einheit »Tonnen CO2e pro eine Million Euro Umsatz« geführt.

Beispiel 1: Klimasensitivität von Unternehmen und Ländern im Jahr 2023

Unternehmen Klimaintensität in t CO2e pro 1 Mio EUR Umsatz Emissionen in Tonnen CO2 Umsatz EUR
SAP
38
1.200.000
31.207.000.000
Allianz
44
5.450.000
161.700.000.000
Microsoft
73
14.500.00
211.92.000.000
Adidas
283
6.059.00
21.427.000.000
BASF
1.451
100.000.00
68.902.000.000
TotalEnergies
2.331
472.000.000
202.517.660.000
RWE
2.471
70.600.000
28.566.000.000
Heidelberg Materials
3.305
70.000.000
21.177.600.000
Chevron
4.183
745.000.000
178.120.000.000
Holcim
4.702
127.000.000
27.009.000.000
Shell
5.165
1.254.000.00
242.797.600.000
Deutschland
164
673.000.000
4.100.000.000.000
Schweiz
40
32.700.000
814.000.000.000
USA
252
6.343.000.000
25.170.000.000.000
China
782
12.600.000.000
16.110.000.000.000
Welt
(globales BIP)
381
36.800.000.000
96.600.000.000.000

Quelle: Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen

»Die Klimaintensität von Shell ist 136 Mal höher als die Klimaintensität von SAP.«

Eigene Berechnung

Schon diese nicht repräsentative Auswahl zeigt, dass Öl-, Chemie- und Zementunternehmen eine extrem hohe Klimaintensität aufweisen. Deutlich weniger klimaschädlicher sind Technologieunternehmen in der Liste.

Beispiel 2: Die Klimaintensität nach Materialeinsatz – Heidelberg Materials und Holcim

Neben dem Umsatz kann auch die Menge des hergestellten Materials zur Berechnung der Klimaintensität verwendet werden.

Nehmen wir als Beispiel das von Heidelberg Material hergestellte Zement. Zement gilt als extrem klimaschädliches und ist für ca. 8 % der weltweiten Emissionen verantwortlich.1

Tonnen CO2-Emissionen aus Scope 1
Jahr
Heidelberg Materials2
Holcim Deutschland3
1990
0,75
0,83
2020
0,53
0,545
2030 (Ziel)
0,4
0,42

Um dieses Ziel der Klimaintensität von 0,4 Tonnen CO2 pro Tonne Zementproduktion zu erreichen, will Heidelberg Materials drei Maßnahmen umsetzen: Den Anteil alternativer Brennstoffe in der Klinkerherstellung deutlich erhöhen, die Energieeffizienz in der Produktion steigern und den Klinkeranteil im Zement reduzieren.2

Eine Vergleichbarkeit ergibt nur einen Mehrwert, wenn das annähernd gleiche Produkt von zwei verschiedenen Herstellern verglichen wird. In diesem Fall liegen Heidelberg Materials und Holcim Deutschland bei der Klimaintensität nah beieinander. Sowohl beim IST-Zustand als auch beim Reduktionsziel der Klimaintensität bis 2030 auf weniger als 0,4 Tonnen CO2-Emissionen aus Scope 1 pro einer Tonne produziertem Zement.

Warum ist die Treibhausgasintensität für Investoren wichtig?

Die Treibhausgasintensität ermöglicht einen Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen, Branchen und Ländern.

Als Investor stehst Du vor der Entscheidung, in Unternehmen A oder Unternehmen B zu investieren. Wie wirkt sich das Geschäftsmodell des Unternehmens A und Unternehmens B auf die Erdüberhitzung aus? Mit der Treibhausgasintensität kannst Du beurteilen, wie klimawirksam ein Unternehmen produziert. Zudem kannst Du die Klimawirkung von Unternehmen vergleichen. In einer Aktienanalyse sollten Klimarisiken eines Unternehmens, wie z. B. ein steigender CO2-Preis, berücksichtigt werden. Neben den klassischen Kennzahlen wie Umsatz- und Gewinnentwicklung, KGV und Dividendenrendite ist dazu die Treibhausgasintensität der wichtigste Indikator.

An der Börse wird die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens gehandelt. Wichtiger als nur den IST-Zustand zu betrachten, ist es, die vergangene und zukünftige Entwicklung der Klimaintensität dieses Unternehmens zu kennen. Gibt es eine glaubwürdige Klimastrategie mit wissenschaftlich geprüften Klimazielen? Bis wann soll die Klimaintensität zu welchem Grad sinken? Wie wirkt sich der CO2-Preis bis dahin auf die Bilanz aus?

Warum ist die Klimaintensität für Unternehmen wichtig?

Die Berechnung der Klimaintensität dient als Basis, um Klimaziele zu definieren. Da Unternehmen wachsen und nicht schrumpfen wollen, bleibt nur eine Reduktion der Klimaintensität. Für ein Unternehmen heißt das, es muss die gleiche Menge oder mehr an Produkten herstellen, bei gleichzeitiger Reduktion der Emissionen pro hergestelltem Produkt.

Die Berechnung der Treibhausgasintensität ist für die Unternehmensführung außerdem wichtig, um sich mit Mitbewerbern oder einem Marktsegment (z. B. innerhalb des Bereiches Energie) zu vergleichen und Verbesserungspotentiale zu erkennen. Verbesserung bedeutet in diesem Fall die Reduktion der Treibhausgase um einen bestimmten Prozentsatz bis zu einem bestimmten Jahr in der Zukunft. Das ist ein Klimaziel.

Ist die Klimaintensität der wichtigste Bestandteil einer Nachhaltigkeitsanalyse?

Die Klimaintensität ist eine wichtige Kennzahl innerhalb einer Nachhaltigkeitsanalyse eines Unternehmens. In einer ESG-Analyse spielen neben der Klima- und Umweltwirkung (E = Environmental), auch die soziale Wirkung (S = Social) und die Unternehmensführung (G = Governance) eine wichtige Rolle.

Jeder und jede kann für sich entscheiden, ob die Klimaintensität bei der eigenen Investmententscheidung eine Rolle spielt. Für mich spielt sie eine wichtige Rolle. Eine hohe Klimaintensität, wie sie Big-Oil-Unternehmen aufweisen, wäre für mich ein Ausschlusskriterium beim Aktienkauf.

Bisher kenne ich nur einen Finanzdatenanbieter, der die Klimaintensität zu einer Aktie angibt: Die ing-Banking App. Kennst Du weitere Anbieter? Lass es mich wissen!

Wenn Dir dein Broker oder deine Finanzdatenanbieter keine Kennzahl Klimaintensität bietet, musst du die Emissionen (Tonnen CO2) aus den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen nehmen und mit dem Umsatz teilen. Du erhältst den Indikator »Klimaintensität« in Form von X Tonnen CO2e pro eine Million Euro Umsatz im betrachteten Jahr.